HK G3
(Oc3lots Favorit)
HK G3 |
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Allgemeine Information |
Zivile Bezeichnung: |
Gewehr 3 |
Militärische Bezeichnung: |
G3 |
Einsatzland: |
Deutschland |
Entwickler: /
Hersteller: |
Heckler & Koch |
Entwicklungsjahr: |
1950 |
Herstellerland: |
Deutschland |
Produktionszeit: |
1958 bis 1997 |
Maße |
Gesamtlänge: |
1.025 mm |
Gesamthöhe: |
220 mm |
Gesamtbreite: |
58 mm |
Gewicht:
(mit leerem Magazin): |
4,38 kg |
Gewicht:
(mit maximaler Ausrüstung): |
ca. 5 kg |
Technische Daten |
Kaliber: |
7,62 x 51 mm NATO |
Mögliche Magazinfüllungen: |
5/20/30 Patronen |
Effektive Reichweite: |
bis 400 m |
Maximale Schussweite: |
3.500 m |
Kadenz: |
600 Schuss/min |
Mündungsgeschwindigkeit
Projektil (V0): |
780 bis 800 m/s |
Mündungsenergie (E0): |
ca.3000 Joule |
Anzahl Züge: |
4 |
Drall: |
rechts |
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Das G3 (Gewehr 3) ist ein Schnellfeuergewehr (umgangssprachlich auch Sturmgewehr genannt) des Waffenfabrikanten Heckler & Koch (HK). Es wurde 1959 als Standardgewehr in der Bundeswehr eingeführt und fand zudem Verwendung in vielen anderen Armeen. Es verwendet die Patrone 7,62 mm x 51 . Die bisher gebaute Gesamtstückzahl beträgt rund 10 Millionen Stück. Die Waffe wurde im Laufe der Jahre in viele Länder exportiert und in mindestens 15 Ländern in Lizenz gefertigt.
Geschichte
Das Konzept des G3 geht auf das Sturmgewehr 45 der deutschen Wehrmacht zurück. Beim Sturmgewehr 45 handelte es sich im Gegensatz zum Sturmgewehr 44 nicht um einen Gasdrucklader, sondern um einen Rückstoßlader mit halbstarrem Rollenverschluss, welcher vor Kriegsende aber nicht mehr in Serie produziert wurde. Bevor es in der Bundeswehr die Bezeichnung G3 erhielt, nannte man es das 'Cetme'-Gewehr, weil aufgrund alliierter Vorbehalte die Weiterentwicklung und Umgestaltung des Sturmgewehrs 45 bei der Firma Cetme in Spanien stattgefunden hatte. (G1 war die Bundeswehr-Bezeichnung für das FN FAL, während das schweizerische SIG 510 als "G2" und das amerikanische Armalite AR 10 als "G4" bezeichnet worden war.)
Im englischen Sprachgebrauch wird das G3 wegen seiner Eigenschaften als Gefechtsgewehr (Battle Rifle) und nicht als Sturmgewehr (Assault Rifle) klassifiziert. Im deutschen Sprachgebrauch wird es aufgrund des konventionellen Gewehrkalibers bisweilen als Maschinenkarabiner bezeichnet.
Seit 1959 bei der Bundeswehr in vermutlich mehr als 1.000.000 Stück eingeführt, wurde es in den verschiedensten Versionen produziert und in mindestens 47 Länder exportiert. Außerdem wurde es in Brasilien, Burma, Frankreich (Fr 3), Griechenland, Großbritannien, Iran, Malaysia, Mexiko, Norwegen, Pakistan, den Philippinen, Portugal (M1961), Saudi-Arabien, Schweden, Thailand und der Türkei in Lizenz hergestellt. In den meisten dieser Länder war neben dem Militär auch die Polizei mit dieser Waffe ausgerüstet. Auch in der Bundesrepublik wurde diese militärische Waffe bei der Polizei eingeführt. Bisher wohl noch kaum bei Schusswechseln mit Straftätern eingesetzt, wird sie aufgrund der gegenüber der Pistolenmunition stärkeren Energieabgabe hin und wieder zum Beispiel zum Töten von entlaufenem Nutzvieh benutzt.
G3 mit aktivem Infrarotzielgerät Eltro B8-V
Bedingt durch das große Kaliber besitzt das G3 zwar eine immense Feuerkraft für eine StAN-Waffe, hat aber auch einen kräftigen Rückstoß. Daher sind Feuerstöße schwer beherrschbar. Außerdem verfügt es in den meisten Versionen nur über ein mechanisches Visier, während modernere Waffen in der Regel mit optischen Zielhilfen ausgerüstet sind. Dennoch blieb es bei der Bundeswehr sehr lange in Gebrauch, ehe allmählich das leichtere, für ungeübte Schützen einfacher zu bedienende G36 eingeführt wurde.
Ein häufiger Kritikpunkt war die fehlende "Tragbarkeit": Während Gewehre wie das G36 oder das amerikanische M16 durch einen Tragegriff über dem Schwerpunkt einen leichten einhändigen Transport erlauben, kann das G3 mit einer Hand nicht bequem getragen werden da am Schwerpunkt das Gehäuse durch Abzugsbügel und Magazin zerklüftet ist und ein Tragegriff fehlt.
Mittlerweile hat die Bundeswehr den allergrößten Teil ihrer G3-Gewehre ausgemustert, diese Waffen finden sich meist nur noch in Einheiten, deren Auflösung oder Umstrukturierung schon beschlossen ist. Es wird in den Versionen A3, A3 ZF und A4 benutzt. Die Waffen wurden in den letzten Jahren in zwei Punkten überarbeitet: Ein Hülsenabweiser soll abgeschossene Hülsen vom Schützen weg nach vorne/unten lenken, und ein neues Griffstückgehäuse lässt den Sicherungshebel besser einrasten.
Als Zubehör benutzt die Bundeswehr Infrarotzielgeräte und Bildverstärkerzielfernrohre. Für die Schießausbildung gibt es einen Einstecklauf und Übungsverschluss im Kaliber 5,6 mm x 16. Für Übungen steht ein Manöverpatronengerät zur Verfügung. Weiterhin ist das Aufpflanzen eines Bajonetts möglich. Alle Waffen mit fester Schulterstütze können zum Abschuss von Gewehrgranaten benutzt werden.
G3 A3 einmal zusammengesetzt und einmal in seine Baugruppen zerlegt
Zur Reinigung kann die Waffe durch die Entnahme von vier Bolzen ohne weiteres Werkzeug in sechs Baugruppen zerlegt werden.
Die Waffe verwendet gerade Stangenmagazine aus Aluminium oder Stahl mit 20 Patronen Fassungsvermögen. Bei Einzelschussabgabe beträgt die praktische Feuergeschwindigkeit 40 Schuss/min, bei Feuerstoß 100 Schuss/min. Die theoretische Feuergeschwindigkeit beträgt 600 Schuss/min. Je nach Ausführung und verwendeter Munition beträgt die Mündungsgeschwindigkeit etwa 800 m/s und die Mündungsenergie 2900 bis 3400 Joule, mehr als das Doppelte von typischen Sturmgewehren wie dem AK-74.
Während das Scharfschützengewehr A3 ZF ein standardmäßiges G3 A3 ist, welches um ein Zielfernrohr mit 1,5- bis 6-facher Vergrößerung ergänzt wurde, handelt es sich bei der Version SG 1 um eine modifizierte Waffe. Es werden ausgesuchte Läufe verwendet, der Abzug verfügt über einen Triggerstop, und der Kolben besitzt eine begrenzt einstellbare Wangenauflage.
Versionen
- HK G 3, mit Schulterstütze aus Holz
- HK G 3 A1, Version mit klappbarer Schulterstütze
- HK G 3 A2, Version mit klappbarer Schulterstütze und drehbarem Dioptervisier
- HK G 3 A3, Version mit fester Schulterstütze aus Kunststoff
- HK G 3 A3, ZF, Zielfernrohrgewehr aus Serienproduktion
- HK G 3 A4, einschiebbare Metallschulterstütze
- HK G 3 SG 1, Scharfschützengewehr mit Stecher, Zielfernrohr und Zweibein
- HK G 3 K, Kurzversion mit einschiebbarer Schulterstütze
- HK 41 halbautomatisches Reservistengewehr
- HK 91 Halbautomat für den Zivilmarkt
- "Version Bola": Mit einem für Seeversorgungsmanöver modifizierten G3 kann eine Leine von einem Schiff zum anderen geschossen werden. An dieser wird anschließend der Führungsdraht oder die Manila-Hochleine übergeholt.
- MC 51, vom britischen Hersteller FR Ordnance gefertigte Kompaktversion, ähnlich HK 53
Waffentyp |
Modelle mit Rollenverschluss |
Schnellfeuergewehre |
HK G3 · HK 32 · HK 33 · HK G41 |
Leichte Maschinengewehre |
HK 11 · HK 13 |
Maschinengewehre |
HK 21 · HK 23 |
Selbstladegewehre |
HK PSG1 · HK MSG90 · HK SL6 · HK SL7 · HK SR9 |
Pistolen |
HK P9S · HK SP89 |
Maschinenpistolen |
HK 53 · HK MP 5 |
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Entwicklung und Technik:
(Grundlagenartikel)
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Heckler & Koch Rollenverschlusswaffen |
Verbreitung
G3-Gewehre wurden in Fabrikationsstätten in Lateinamerika, im Nahen Osten oder in Südostasien produziert. Bis heute zählt das G3 neben der Kalaschnikow AK47, der M16 und der belgischen FN FAL zu den weltweit am weitesten verbreiteten militärischen Schnellfeuergewehren.
Durch die millionenfache Produktion des Sturmgewehrs G3 der Firma "Heckler & Koch" spielt Deutschland nach China, Russland, USA, Großbritannien, Syrien, Nordkorea, Israel und Frankreich seit Jahren eine bedeutende Rolle als Produzent von militärischen Handfeuerwaffen. Das Gewehr gehört in vielen Staaten wie z. B. Türkei, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Dänemark oder Pakistan zur Standardausrüstung von Streitkräften.
Durch das Ende des Kalten Krieges sowie die Umrüstung der Bundeswehr auf das modernere HK G36 Sturmgewehr waren viele hunderttausend G3 obsolet geworden. Während der neunziger Jahre wurden deshalb viele G3-Gewehre besonders älterer Jahrgänge vernichtet. Gleiches gilt für den vollständigen Bestand an AK-47 und AK-74 Gewehren der ehemaligen NVA. Trotzdem befinden sich in den Depots der Bundeswehr auch weiterhin mehrere hunderttausend G3-Gewehre für den Fall der Landesverteidigung, die auch weiterhin gewartet werden (z. B. Nachrüstung des o. g. Hülsenabweisers). Zudem sind auch in den Waffenkammern vieler Bundeswehreinheiten immer noch G3-Gewehre präsent und verfügbar. In Einzelfällen wird es auch in Auslandseinsätzen weiterhin verwendet, um Fähigkeitslücken zwischen dem Gewehr G36 und den vorhandenen Scharfschützengewehren zu füllen.
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HK G36
HK G36 |
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Allgemeine Information |
Militärische Bezeichnung: |
G36 |
Einsatzland: |
Deutschland, Spanien sowie Polizeieinheiten und Spezialeinheiten anderer Nationen |
Entwickler: /
Hersteller: |
Heckler & Koch |
Herstellerland: |
Deutschland |
Produktionszeit: |
1997 bis heute |
Modellversionen: |
G36; G36K; G36C; G36V; G36KV; SL8; SL9 |
Waffenkategorie: |
Sturmgewehr |
Maße |
Gesamtlänge: |
1.000 mm, angeklappt: 750 mm |
Gesamthöhe: |
320 mm, ohne Magazin: 263 mm |
Gesamtbreite: |
64 mm, angeklappt: 94 mm |
Gewicht:
(mit leerem Magazin): |
3,63 kg |
Gewicht:
(mit maximaler Ausrüstung): |
4,113 kg |
Technische Daten |
Kaliber: |
5,56 x 45 mm NATO (SS109) |
Mögliche Magazinfüllungen: |
Stangenmagazin: 30 Patronen; Trommelmagazin: 100 Patronen |
Munitionszufuhr: |
Stangenmagazin, Trommelmagazin |
Effektive Reichweite: |
500 m |
Maximale Schussweite: |
2.860 m |
Kadenz: |
750 Schuss/min |
Mündungsgeschwindigkeit
Projektil (V0): |
920 m/s |
Mündungsenergie (E0): |
1700 Joule |
Anzahl Züge: |
6 |
Drall: |
rechts |
Visier: |
Zieloptik 1,5-fach oder 3-fach
Reflexvisier 1-fach
Notvisier (Version V) |
Verschluss: |
Drehkopfverschluss |
Ladeprinzip: |
Gasdrucklader |
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Das Sturmgewehr G36 ist die Standardinfanteriewaffe der Bundeswehr. Es ist Nachfolger des Gewehres G3. Das G36 besteht bis auf den Lauf, den Verschluss, die Federn sowie einige Kleinteile komplett aus Polymerkunststoffen.
Geschichte
Bereits 1970 formulierte die Bundeswehr die Anforderungen für einen Nachfolger des G3. Auf dieser Basis begann bei Heckler & Koch die Entwicklung des G11, welche etwa 1988 abgeschlossen war. Ganz besonders die veränderte politische Lage (Wiedervereinigung, Zusammenbruch des Ostblocks) verhinderte eine Beschaffung des Gewehres G11 − gleichwohl die Serienfertigung vorbereitet war.
1992 formulierte das deutsche Heer die Forderung nach einem Nachfolger für das G3 neu. Forderung war, dass ein schon auf dem Markt befindliches Gewehr beschafft werden müsse. Getestet wurden das STEYR AUG und das HK50 von Heckler & Koch in einem Truppenversuch in den Varianten Gewehr und leichtes Maschinengewehr (lMG). Sieger war letztendlich das HK50 − eine im Vergleich zum G11 eher konservative Waffe. Am 8. Mai 1995 wurde die Einführungsgenehmigung unterzeichnet, und am 3. Dezember 1997 erfolgte in der Infanterieschule Hammelburg unter der Bezeichnung G36 die offizielle Übergabe an das Heer. Auf die Einführung des leichten Maschinengewehres 36 (LMG36) wurde allerdings verzichtet, da das Gewehr mit Zweibein marginal von der Leistung des LMG abwich. Stattdessen beschaffte man als Zubehör zur Waffe das Zweibein sowie das Trommelmagazin, um das Gewehr als Unterstützungswaffe einsetzen zu können.[1]
Beschreibung
Das G36 ist ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss mit sechs Verriegelungswarzen. Ein wesentlicher Unterschied des G36-Systems gegenüber anderen Gasdruckladern besteht darin, dass der Verschluss nicht mit der Antriebsstange des Verschlusses verbunden ist. Es werden auch keine Pulvergase direkt zum Verschluss geleitet, wie beispielsweise beim Colt-Gewehr M16. Das G36 ist deshalb relativ unempfindlich gegen Verschmutzung durch eigene Pulvergase.
Nach der Schussabgabe werden die Verbrennungsgase durch eine Bohrung im vorderen Mittel des Rohres in die Gasabnahme auf den Gaskolben geleitet. Der Gaskolben ist mit einer Antriebsstange verbunden, welche einen Antriebsimpuls auf den Verschlussträger überträgt. Daraufhin bewegt sich der Verschlussträger nach hinten und drückt über seine Steuerkurve den Steuerbolzen des Verschlusskopfes nach unten. Dadurch wird der Verschlusskopf gezwungen, eine kleine Drehung auszuführen, so dass die Verriegelungswarzen frei werden und der Verschluss entriegelt.
Der Verschluss läuft weiter nach hinten und zieht die leere Patronenhülse über den Auszieher aus dem Patronenlager des Rohres. Die Patronenhülse wird vom Auswerfer schließlich ausgeworfen. Der weiter zurücklaufende Verschluss spannt die Schließfeder und drückt den Schlaghahn nach unten in dessen Raststellung.
Nachdem die restliche Rücklaufenergie des Verschlusses vom Verschlusspuffer am Ende des Rücklaufweges aufgezehrt wurde, erfolgt die Bewegungsumkehr. Die Schließfeder drückt den Verschlussträger wieder in die Ausgangsstellung, wobei durch den Vorlauf eine neue Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager geführt wird. Der Verschlussträger dreht dabei den Verschlusskopf über dessen Steuerbolzen wieder in die Verriegelungsposition.
Bevor ein Gewehr ausgeliefert wird, muss es verschiedene Kontrollen durchlaufen, unter anderem einen Probeanschuss. Dabei werden mit besonders präzise laborierter Anschussmunition fünf Schüsse auf ein Ziel in 100 m Entfernung abgegeben. Der Streukreis der Geschosse darf nicht größer als 15 cm sein. Der mit üblicher Truppenmunition erzielte 100 m-Streukreis liegt dann durchschnittlich bei einem Durchmesser von 17 cm.
Durch das im Gegensatz zum G3 (7,62 mm) kleinere Kaliber und den damit auch kleineren Rückstoßimpuls kann man das G36 bei längeren Feuerstößen besser im Ziel halten. Da andere NATO-Länder die gleiche Munition verwenden, ist der Logistikaufwand geringer, außerdem kann man bei gleichem Gewicht mehr Munition mitführen als beim G3.
Baugruppen
Das G36 kann mit einfachen Handgriffen in seine neun (mit Zweibein zehn) Baugruppen zerlegt werden. Einige Baugruppen sind des Weiteren in ihre einzelnen Bauteile zerlegbar:
- Gehäuse mit Rohr und Anbauteilen
- Gehäuse
- Magazinschacht
- Magazinhalter
- Rohr
- Gasantrieb (Gaskolben, Antriebsstange, Gasabnahme)
- Mündungsfeuerdämpfer
- Anbauteile (Granatwerfer etc.)
- Stangenmagazin
- Trageriemen
- Griffstück, vollständig
- Schulterstütze, vollständig
- Handschutz, vollständig
- Verschluss, vollständig
- Verschlussträger
- Sicherungsbolzen
- Schlagbolzen
- Steuerungsbolzen
- Verschlusskopf
- Bodenstück mit Schließfeder
- Tragebügel mit Visiereinrichtung
- Zweibein (optional als Zubehör)
Zum Reinigen wird die Waffe annähernd wie oben beschrieben zerlegt, Ausnahme bilden der Tragebügel mit Visiereinrichtung und die Schulterstütze, welche mit dem Gehäuse verbunden bleiben. Beim feldmäßigen Reinigen bleibt der Verschluss komplett, Antriebsstange und Gaskolben werden nicht ausgebaut. Die Zeitvorgabe für das Zerlegen und Zusammensetzen der Waffe beträgt in der Regel zwei Minuten, ist aber mit einiger Übung auf 30 Sekunden reduzierbar. Der Vorgang benötigt im Vergleich zu anderen Sturmgewehren etwas mehr Zeit, da einige Baugruppen (Griffstück, vollständig; Bodenstück mit Schließfeder; Magazinschacht und Handschutz, vollständig) von drei Haltebolzen gesichert werden. Die Haltebolzen werden in vier Bohrungen in der Schulterstütze „zwischengelagert“. Im internationalen Vergleich ist diese „deutsche Lösung“ (ähnlich beim G3) einzigartig.
Visierung
Das G36 (Standard) verfügt über ein duales Hauptkampfvisier, bestehend aus zwei Teilen:
Strichplatte optisches Visier
klicken für Beschreibung
Zielfernrohr
Mit einer 3-fachen Vergrößerung ist es dem Soldaten möglich, Ziele auf eine Entfernung von bis zu 500 m zu bekämpfen. Im Visier befindet sich die Entfernungsschätzmarke für Mannziele bis zu einer Entfernung von 800 m. Sie ist auf eine Körpergröße des Zieles von 1,75 m ausgelegt. Diese wird zur Entfernungsschätzung benutzt. Das Fadenkreuz in der Mitte des Zielkreises ist die Zielmarke für eine Schussentfernung von 200 Metern, auf die die Waffe in der Regel auch eingeschossen ist. Weiter bildet der Kreis in der Optik drei Fadenkreuze, die jeweils als Zielmarke für 200, 400, 600 und 800 Meter dienen. Nur das oberste Fadenkreuz ist mit einem Kreis umgeben, die beiden Schnittpunkte der Außenflächen des Zielkreises mit der Visierlinie dienen als Vorhaltemarke für Ziele mit 15 km/h in einer Entfernung von 200 m. Dort wo sich der unterste Punkt des Fadenkreuzes mit dem Kreis schneidet, liegt die 400-Meter-Marke. Dank der flachen Flugbahn des 5,56-mm-Projektils können mit nur geringfügig tiefer gesetztem Haltepunkt auch Ziele in einer Entfernung von weniger als 200 Metern getroffen werden.
Kollimatorvisier
(auch Reflexvisier, Hauptkampfvisier, Rotpunktvisier oder gespiegeltes Zielpunktvisier genannt)
Hauptkampfvisier eines G36A1
Hauptkampfvisier mit angebrachtem Laserlichtmodul LLM01 an einem G36A1
Hier wird oberhalb des Visiers Sonnenlicht eingefangen und als roter Punkt in das Visier eingespiegelt. Aufgrund der Bauweise kann nur der Schütze den Punkt sehen. Bei eingeschränkter Sicht wird die Klappe auf dem Kollimatorvisier geschlossen und eine Lichtquelle (die von einer Batterie maximal 36 Stunden gespeist wird) ersetzt das Sonnenlicht.
Die Helligkeit des so erzeugten Rotpunktes passt sich über einen Fotosensor automatisch den Lichtverhältnissen an. Bei schlechten Kontrastverhältnissen kann der Schütze durch Drücken des Ein-/Ausschalters die Leuchtstärke erhöhen. Eine Zeitschaltung veranlasst nach ca. 45 Sekunden die Rückschaltung der Beleuchtungsstärke auf den Standardwert.
Das Kollimatorvisier wird für Schnellschüsse bei Entfernungen bis maximal 200 Meter eingesetzt. Das ist möglich, da sich der Haltepunkt wegen der flachen Flugbahn des Geschosses bei Entfernungen zwischen 50 und 150 Metern nicht ändert. Der Schütze hat beim Schießen mit diesem Visier beide Augen geöffnet, was ein größeres Gesichtsfeld und eine schnellere Reaktion ermöglicht.
Nachtsichtaufsatz
Für das G36 ist ein Nachtsichtaufsatz (NSA 80) erhältlich, der ohne Werkzeug mit einer Hand auf dem Haltebügel montiert werden kann. Dadurch wird das G36 auf Entfernungen ab 20 Metern nachtkampffähig, ohne dass Einstellungen an der Zieloptik notwendig werden. Dies geschieht jedoch unter Verzicht auf das Reflexvisier, das vom NSA 80 abgedeckt wird. Der Schwerpunkt des G36 verschiebt sich durch das NSA 80 nach vorne und nach oben, so dass eine ruhige Schussabgabe erschwert wird, was sich jedoch durch das Gegengewicht von drei aneinandergesteckten Magazinen teilweise ausgleichen lässt. Das G36 wiegt in dieser Konfiguration etwa 6 kg. Mit einer beiliegenden Adapterschiene kann der NSA 80 auch für die Panzerfaust 3 der Bundeswehr genutzt werden.
Nahkampfvisier
Das vorhandene Kimme/Korn-Visier am Tragebügel ist schlicht das Nahkampfvisier für die Exportversion des G36, die über kein Reflexvisier verfügt und beispielsweise von der spanischen Armee verwendet wird. Versuche, das mit Schrauben und Klebstoff montierte Reflexvisier abzuschlagen, resultieren zumeist in der Zerstörung aller drei Visiereinrichtungen.
Griffstück/Abzugsbaugruppe
Für alle Versionen des G36 sind folgende Abzugsbaugruppen ("Trigger Groups") erhältlich:
Buchstabenbeschriftung (Bundeswehr/NATO-Standard):
- S: Sicher, E: Einzelschuss, F: Dauerfeuer (Feuerstoß)
- S: Sicher, F: Feuer (Einzelschuss)
Piktogramm-Beschriftung (die vorstehende Zahl steht für die Anzahl der abgebildeten Geschosse pro Feuermodus auf der Abzugsbaugruppe):
- 0: Gesichert, 1: Einzelschuss, 5: Dauerfeuer
- 0: Gesichert, 1: Einzelschuss
- 0: Gesichert, 1: Einzelschuss, 2: 2-Schuss-Feuerstoß
- 0: Gesichert, 1: Einzelschuss, 2: 2-Schuss-Feuerstoß, 5: Dauerfeuer
Versionen
Version
|
Gesamtlänge1 mm
|
Rohrlänge mm
|
Gewicht2 kg
|
Visierung
|
Magazin (Schuss)
|
G36, Standard |
1000 (750)
|
480
|
3,630 (4,0)
|
3-fach Optik + Reflexvisier
|
Stange (30), Trommel (100)
|
G36K, Kurz |
860 (615)
|
318
|
3,3 (3,7)
|
G36C, Compact |
718 (500)
|
228
|
2,8 (3,2)
|
Picatinny-Schiene Kunststoff, niedrig, mit mechanischer Visierung
oder
Picatinny-Schiene Aluminium, mittelhoch, mit optionalen Klappvisieren ("Flip-Up Sights")
|
G36V, Variante
(Ehemals G36E) |
999 (758)
|
480
|
3,3 (3,7)
|
Standard: 1,5-fach Optik
Optional: 3-fach Optik, 1,5-fach Optik + Reflexvisier, 3-fach Optik + Reflexvisier
oder Picatinny-Schiene Kunststoff oder Aluminium wie bei G36C
|
G36KV, KurzVariante
(Ehemals G36KE) |
860 (615)
|
318
|
3,0 (3,4)
|
SL8, Zivil |
980-1030 (-)
|
510
|
4,2 (4,4)
|
mechanisch (ZF als Zubehör erhältlich)
|
Stange (10)
|
1) Gesamtlänge: Schulterstütze ausgeklappt (Schulterstütze eingeklappt)
2) Gewicht: mit leerem Magazin (mit vollem Magazin)
Gewehr G36 mit Zweibein (eingeklappt)
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G36 mit AG36 und Laserlichtmodul LLM01
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G36 mit Zweibein und C-Trommelmagazin.
|
Vor- und Nachteile
Bauweise
Der großzügige Einsatz von Kunststoffen bringt einige Vorteile mit sich. Die Fertigung ist kostengünstiger als bei der Verwendung von Stahl, Kunststoffe sind außerdem bei niedrigen Temperaturen geeigneter. Zudem wird das Gewicht stark reduziert.
Munition
Weiterhin bringt der Wechsel zum Kaliber .223 (metrisch: 5,56 x 45, Natocode: SS109) einige Vorteile hinsichtlich des Munitionsgewichtes und der Trefferdichte im Feuerstoß.
Deutsche Soldaten durchsuchen ein Haus.
Die kleinkalibrige Munition mit relativ hoher Anfangsgeschwindigkeit führt zu höheren Schäden im Weichziel als die im G3 verwendete NATO-Patrone .308 (7,62 x 51). Durch das geringere Gewicht des Projektils gibt dieses seine Energie sehr schnell ab. Zudem zerbricht das Projektil nach dem Auftreffen im Weichziel innerhalb weniger Zentimeter Eindringtiefe, wenn das Ziel nicht weiter als 150 m entfernt ist.
Der sehr geringe Rückstoß dieses Munitionstyps macht die Waffe zudem beim Abfeuern kontrollierbarer und sorgt so für eine höhere Trefferdichte. Dadurch ist sie im Orts- und Häuserkampf, auch mit eingeklappter Schulterstütze, im Feuerstoß verwendbar. Durch die geringere Gesamtlänge ist die Flexibilität in engen Räumen erhöht.
Das kleine Kaliber hat allerdings auch eine geringere Durchschlagskraft und Reichweite als das .308. Aufgrund der neuen Konfliktszenarien (z. B. friedenssichernde Maßnahmen) mit hoher Überlegenheit an Aufklärung und Abstandswaffen werden die Kampfentfernungen des Infanteristen wieder größer. Deshalb denken viele NATO-Armeen seit langem über andere Kaliber als das .223 nach.
Visier
Problematisch hingegen ist bei vielen Exemplaren des G36, dass die Visiere (insbesondere das Reflexvisier) bei höherer Feuchtigkeit oder Regen beschlagen können und der Schütze so deutlich schlechtere Trefferchancen hat. Außerdem kann die Visierung leicht verschmutzt oder beschädigt werden. Bei niedrigen Temperaturen ist eine Unachtsamkeit beim Ausatmen bzw. versehentliches Anhauchen ausreichend, um die Zieleinrichtung durch Beschlagen unbrauchbar zu machen. Visierschutzkappen waren in der Vorgabe der Bundeswehr nicht vorgesehen, werden aber mittlerweile an die Einheiten ausgegeben. In den Medien sind in Berichten zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan Soldaten zu sehen, die sich aus Putzlappen „Schutzvorrichtungen“ für die G36-Optik gebastelt haben.
Aufgrund dieser Erfahrungen wurde das G36 von Heckler & Koch weiteren Verbesserungen unterzogen. Das eingeführte G36A2 besitzt nun ein von Zeiss gefertigtes Z-Point-Reflexvisier, die Version G36k wird von der Bundeswehr zu den Versionen G36KA1 und G36KA2 aufgerüstet. Das A1 wird mit einer Schiene wie das G36C, mit einem EO Tech Holosight 551 oder EO Tech Holosight 552 und mit einem RIS-System im Austausch zum normalen Vorderschaft ausgestattet. Das G36KA2 ist wie das G36K ausgestattet, es besitzt jedoch anstatt des HKV-typischen Reflexvisiers ein EO Tech Holosight 551.
Zubehör
Wärmebildzielgerät AN/PAS-13 aus dem IDZ Programm für das G36
5x Vergrößerung, 10x möglich
Das wichtigste und häufigste Zubehör (u.a. bei der Bundeswehr im Einsatz):
- Zweibein
- Trommelmagazin
- NSA 80 (Nachtsichtaufsatz 80)
- IR Aufsatz HuntIR (Wärmebildgerät), vorher AN/PAS-13 (in Erprobung, nicht beschafft)
- Anbau-Granatwerfer AG36
- Seitengewehr (Bajonett)
- Manöverpatronengerät (MPG)
- Sicherheitsmanöverpatronengerät (SMPG rot)
- Sicherheitsmanöverpatronengerät (SMPG weiß -> AGDUS)
- Laserlichtmodul (LLM01)
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